Parow – In der Zeit vom 28. Juni bis zum 11. Juli war wieder eine Abordnung der Marinetechnikschule Parow, unter der Leitung von Kapitänleutnant Martin Voß, für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Volksbund) in Lettland im Einsatz. Dabei ist die Marinetechnikschule Parow regelmäßig seit 2004 in Litauen und Lettland aktiv.

„Die Friedhöfe „Alt Schödern“ und „Alt Grünwald“ in der beschaulichen Gemeinde Schedere, liegen jeweils direkt hinter Bauernhöfen. Insgesamt sind auf den Friedhöfen 822 Soldaten, sowohl deutsche als auch russische, beerdigt. Laut Aussage vom Verbindungsoffizier in Lettland, Oberst a.D. Racins, sind diese beiden verhältnismäßig große Friedhöfe des 1. Weltkriegs im Gegensatz zu vielen kleineren in diesem Land. „Sie wurden seit der letzten Instandsetzung durch den Volksbund 1997 nicht mehr gepflegt“, so Kapitänleutnant Voß.

In diesem jetzt so friedlichen Landstrich in der Gemeinde Schedere fanden zwischen 1916 und 1918 in einem harten Zermürbungskrieg viele Männer den Tod. Die Grabkreuze, alle aus Beton gegossen, sind dicht mit Moos überwachsen. Die Namen sieht man kaum noch. Viele der Grabkreuze sind witterungsbedingt mittlerweile schwer beschädigt und ununterbrochen wächst das Gras über die Steine. „Es scheint fast so, als setzten sich die Kämpfe von einst fort. Doch statt Feind gegen Feind verläuft nun eine neue Frontlinie zwischen der Natur und den Symbolen der Erinnerung vor Ort“, berichtet Kapitänleutnant Voß nachdenklich.

Nach zehn Tagen schweißtreibender Arbeit kamen alle noch einmal zusammen, um gemeinsam der Toten zu gedenken. Der deutsche Militärattachè für Lettland, Fregattenkapitän Karich, der Landrat – Herr Licis -, der Vorsitzende der Gemeinde – Herr Aboltinsh -, der Verbindungsoffizier Oberst Racins und zahlreiche Mitarbeiter mit Kränzen und kleinen Sträußen in der Hand. „Es ist eine friedliche Stimmung. Wir sind erfüllt mit tiefer Dankbarkeit“, so Oberst a.D. Racins und betont, wie wichtig es ist, hier und heute gemeinsam als Freunde zusammenzustehen. „Die wertvolle, zum Teil jahrelange Arbeit von Angehörigen der Marinetechnikschule in der Kriegsgräberfürsorge im Baltikum erfüllt mich mit Stolz. Mit großem persönlichen Einsatz leisten sie einen aktiven Beitrag zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt. Zugleich tragen sie mit ihrem Handeln zur Verständigung und Versöhnung bei. Dafür bedanke ich mich sehr gerne“, so der stellvertretende Kommandeur der Marinetechnikschule, Herr Kapitän zur See Thorsten Goertz stolz.

Die Kriegsgräberfürsorge eine Verantwortung aller – auch des Staates in Zusammenarbeit mit allen anderen Staaten Europas. Und so spürt man, dass die Bedeutung der Kriegsgräberfürsorge weit über die Grabpflege hinausgeht. Jeder Friedhof, jeder Stein mit einem Namen ist zugleich auch die Erinnerung und Mahnung an jetzige und künftige Generationen. Eine Mahnung, dass Krieg zu Leid führt – und die Wunden nur durch Frieden und gegenseitigem Vertrauen wieder heilen.

Hintergrundinformationen

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Volksbund) nimmt sich seit über 100 Jahren der Pflege der deutschen Soldatengräber an. Seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass bereits Millionen Gefallene und Opfer beider Weltkriege eine würdige Ruhestätte gefunden haben. Nach dem Überwinden alter Grenzen steht der Volksbund nun vor der Herausforderung, für die über 2 Millionen im Osten Europas gefallene Deutsche eine würdige Ruhestatt zu errichten und instand zu halten. Die Bundeswehr unterstützt den Volksbund in seiner Arbeit seit ihrem Bestehen.

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