Nach dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen im Frühjahr 2022 hat sich das Glücksniveau in Deutschland wieder leicht erholt. So beträgt die Le?benszufriedenheit in Deutschland aktuell 6,86 Punkte (2022) und hat damit 0,28 Punkte seit dem Tiefstand von 2021 (6,58 Punkte) aufgeholt. Sie ist aber noch 0,28 Punkte vom Vor-Corona-Niveau 2019 (7,14 Punkte) entfernt. „Die Talsohle ist durchschritten,“ sagt Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg und wissenschaftlicher Leiter des SKL Glücksatlas, „die Hälfte des Weges liegt aber noch vor uns.“

Westdeutsche Länder erholen sich etwas schneller als ostdeutsche, weshalb der Abstand zwischen West (6,91 Punkte) und Ost (6,67 Punkte) aktuell wieder auf 0,24 Punkte gestiegen ist. Während der Pandemie war er 2020 mit nur 0,05 Punkten fast verschwunden. Die Vorteile, die der Osten in der Pandemie hatte, spielen 2022 keine Rolle mehr: Die größten Glücksverluste hatten in der Pandemie junge Menschen, Frauen und Großstädter. Davon hat der Osten weniger als der Westen. Deren Zufriedenheit erholte sich 2022. Außerdem waren die Pandemie-Maßnahmen im Osten milder, was wiederum die Glücksverluste milderte. Auch 2022 verteilen sich west- und ostdeutsche Länder im gesamten Ranking. Mit Brandenburg (Platz 5) liegt ein ostdeutsches Bundesland im oberen Drittel. Mit dem Saarland (Platz 15) belegt ein westdeutsches Bundesland den vorletzten Rang.

Zu den positiven Entwicklungen in 2022 gehört, dass viele Bevölkerungsgruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten hatten, ihre Lebenszufriedenheit wieder verbessern konnten. Frauen haben den Glücksabstand zu den Männern, der sich während Corona auftat (0,19 Punkte), auf 0,06 Punkte fast wieder geschlossen. Auch die Zufriedenheit mit der Freizeit verbesserte sich enorm: von 5,0 im Corona-Jahr 2021 auf aktuell 6,51 – 2019 lag sie allerdings noch bei 7,21.

Familien haben 2022 ihre Zufriedenheit mit dem Familienleben auf 7,42 Punkte angehoben, nachdem sie 2021 auf 7,17 Punkte gesunken war. Bis zum Vor-Corona-Wert von 8,0 (2019) ist aber noch viel zu tun. Am wenigsten erholt haben sich die Jungen. Die Generation Z (1995 bis 2010 Geborene) verlor während Corona 1,0 Punkte an Lebenszufrie?denheit. Um auf das alte Glücksniveau zurückzukehren, muss sie noch 0,52 Punkte gutmachen. Dagegen verloren die Älteren (1945+) durch Corona wenig und müssen nur noch 0,19 Punkte bis zum alten Niveau aufholen.

Allerdings bremsen Inflation und Kriegsängste die Erholung. Im September durchbrach die Inflation die 10-Prozent Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 so hoch bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die diesjährige Inflation auf 0,46 Punkte belaufen. Das ist viel. Auch auf die Einkommenszufriedenheit wirkt sich die Inflation wegen der Kaufkraftverluste negativ aus. Sie ist allein 2022 um 0,29 Punkte gesunken und steht aktuell bei nur 6,49 Punkten. 2019 lag sie noch bei 7,18 Punkten (auf der Skala von 0 bis 10).

Glücksranking der Regionen

2022 leben die glücklichsten Deutschen wieder in Schleswig-Holstein, das den ersten Platz mit 7,14 Punkten erreicht. In der Pandemie war das Land auf 6,78 Punkte abge?rutscht. Im Vorjahr war neben Schleswig-Holstein auch Sachsen-Anhalt auf dem ersten Platz gelandet. Das ostdeutsche Bundesland hält sich 2022 gut und kommt auf Platz 9 im Mittelfeld. Den zweiten Platz belegt 2022 Bayern, wo die Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr 0,29 Punkte auf aktuell 7,06 Punkte anstieg. Nordrhein-Westfalen (6,98 Punkte) ist der Aufsteiger des Jahres und steht auf Platz 3, dicht gefolgt von Ham?burg, das sich bei der Erholung schwerer tut. Brandenburg (6,87) belegt Platz 5 und ist damit nur einen Rang schlechter als im Vorjahr. Es ist das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland und bestätigt den Trend, dass sich die strenge Trennung zwischen „dem Osten“ und „dem Westen“ auflöst.

Das Mittelfeld bilden Hessen (6,82), Niedersachsen (6,80), Baden-Württemberg (6,80) und Sachsen-Anhalt (6,79), alle in der Punktezahl sehr eng aneinander. Mit größerem Ab?stand folgen Sachsen (6,68) auf Platz 10, gefolgt von Rheinland-Pfalz (6,65) und Bremen (6,58), das sich gegenüber dem Vorjahr um drei Ränge auf Platz 12 verbessert hat. Den Schluss bilden Thüringen (6,54) auf Platz 13, Berlin (6,53), das Saarland (6,49) und das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (6,35), welches als einziges Bundesland 2022 schlechter abschnitt als im Jahr davor (6,60), wo es noch den zehnten Platz belegte.

Zusätzlich zum Glücksranking der 16 Bundesländer ließen die hohen Befragungszahlen und Stichprobengrößen auch weitere regionale Differenzierungen zu. Innerhalb mancher Bundesländer sind die Glücksdifferenzen größer als zwischen den Bundesländern: Nordhessen ist beispielsweise deutlich glücklicher als Südhessen, Südbaden ist zufriedener als Nordbaden. In anderen Bundesländern gibt es kaum Unterschiede, wie zum Beispiel innerhalb Sachsens.

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Glücksatlas 2022: MV rutscht auf dem letzten Platz ab 2

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