Gewalt an Schulen ist ein wachsendes Problem. Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Fälle – von Mobbing über körperliche Gewalt bis hin zu extremistischen Vorfällen. In Mecklenburg-Vorpommern nimmt man diese Entwicklung ernst und hat nun ein umfassendes Anti-Gewalt-Konzept für alle öffentlichen Schulen vorgestellt. Dieses neue Konzept bündelt bestehende Angebote, ergänzt sie um neue Maßnahmen und bietet Lehrkräften, pädagogischem Personal, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern einen klaren Handlungsleitfaden.
Was steckt im neuen Anti-Gewalt-Konzept?
Das Konzept, das vom Bildungs- und Innenministerium gemeinsam erarbeitet wurde, setzt auf eine mehrschichtige Strategie: Prävention, Intervention und Nachsorge. Es ist ein klares Zeichen, dass Gewalt an Schulen nicht länger nur als Randerscheinung, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung betrachtet wird, die eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erfordert.
1. Zusätzliche Angebote und Netzwerke
Ein zentraler Baustein des Konzepts ist die Stärkung der Präventionsarbeit. Hierzu gehören:
- Neues Streitschlichter-Programm: Das bewährte Programm wird neu aufgelegt. Pädagogische Fachkräfte werden speziell ausgebildet, um Schülerinnen und Schüler bei der konstruktiven Konfliktlösung zu unterstützen.
- „Anti-Extreme-Netzwerke“: Bei extremistischen Vorfällen ist schnelles Handeln entscheidend. Daher werden Netzwerke aus Schulleitungen, Polizei, Jugendamt und Regionalzentren für Demokratie und Toleranz gebildet, um koordiniert und effektiv gegen solche Tendenzen vorzugehen.
- Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt: Alle Schulen erhalten ein Musterschutzkonzept. Ergänzend dazu gibt es die Aufklärungskampagne „Weitersagen ist kein Petzen“ und „Hilfe holen ist Freundschaft“ mit Broschüren, die Schülerinnen und Schüler über psychische Belastungen und sexualisierte Gewalt informieren und Hilfsangebote aufzeigen.
- Unterrichtsprogramm „Eigenständig werden“: Für die Klassen 1 bis 6 wird dieses Programm eingeführt. Ziel ist es, die Persönlichkeit der Kinder frühzeitig zu stärken, ihre sozialen Fähigkeiten wie Empathie und Konfliktlösung zu fördern und ihnen so zu helfen, den Herausforderungen des Lebens kompetent zu begegnen.
2. Stärkung von Lehrkräften und Eltern
Lehrkräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Prävention und Intervention. Das neue Konzept unterstützt sie gezielt mit:
- Umfassenden Fortbildungen: Lehrkräfte können sich in Bereichen wie Konfliktlösung, Gewaltprävention und dem professionellen Setzen von Grenzen weiterbilden.
- Klaren Handlungsanweisungen: Bei Gewaltvorfällen und Notfällen gibt es landesweit einheitliche Standards und abgestimmte Abläufe, die von der Schule bis zu Polizei und Jugendamt reichen.
Auch für Eltern gibt es ein neues Angebot. Ab dem Schuljahr 2025/2026 können sich besorgte Mütter und Väter in einer digitalen Sprechstunde an den Zentralen Fachbereich für Diagnostik und Schulpsychologie (ZDS) wenden. Mittwochs zwischen 15:00 und 17:00 Uhr stehen Psychologinnen und Psychologen für Fragen und erste Hilfestellungen zur Verfügung.
Ein klares Zeichen gegen Gewalt
Die Gewaltprävention ist eine Aufgabe für die gesamte Schulgemeinschaft und darüber hinaus. Mit dem neuen Konzept schafft Mecklenburg-Vorpommern eine verbindliche Grundlage, um Gewalt an Schulen aktiv und nachhaltig zu bekämpfen. Es geht darum, nicht nur auf Vorfälle zu reagieren, sondern diese von vornherein zu verhindern und die Schulen zu sicheren Orten zu machen, an denen sich alle wohlfühlen.
Was halten Sie von den neuen Maßnahmen? Was könnte Ihrer Meinung nach noch getan werden, um Gewalt an Schulen einzudämmen? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren!