Die Notaufnahmen in Mecklenburg-Vorpommern (MV) sind oft überfüllt und das medizinische Personal steht unter großem Druck. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen bei gesundheitlichen Problemen direkt in die Notaufnahme gehen, obwohl es oft Alternativen gibt. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordost beleuchtet dieses Problem und zeigt, wie dringend eine Reform der Notfallversorgung ist.
Die Umfrageergebnisse sind eindeutig: Ein Großteil der Menschen in MV sucht die Notaufnahme aus eigener Initiative auf. Nur eine Minderheit der Befragten gibt an, dass sie auf ausdrücklichen ärztlichen Rat hin dorthin gegangen ist. Die Gründe für den direkten Gang ins Krankenhaus sind vielfältig, spiegeln aber oft Unsicherheit und den Wunsch nach schneller Abklärung wider.
Warum suchen Menschen die Notaufnahme auf?
- 25 % der Befragten wurden von einer Arztpraxis überwiesen.
- 11 % kamen nach einer Ersteinschätzung durch die 116 117.
- 37 % fühlten sich zu schlecht, um abzuwarten.
- 16 % hatten plötzlich Angst vor einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.
- 9 % bekamen nicht rechtzeitig einen Facharzttermin.
- 9 % hatten keine Zeit, während der regulären Sprechzeiten eine Praxis aufzusuchen.
Diese Zahlen zeigen, dass viele Menschen aus Sorge oder Mangel an Alternativen den Weg in die Notaufnahme wählen.
Die Rolle der 116 117: Eine wichtige, aber oft ungenutzte Alternative
Dabei gibt es bereits eine wichtige Anlaufstelle, die oft übersehen wird: die zentrale bundesweite Rufnummer 116 117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Hier erhalten Menschen rund um die Uhr eine kostenlose und kompetente Ersteinschätzung ihrer Beschwerden. Trotz ihrer Verfügbarkeit wird diese Option laut der Umfrage nur selten genutzt.
Daniela Teichert, die Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, betont die Bedeutung dieser Nummer: „In vielen Fällen ist ein Anruf bei der 116 117 sinnvoll. Hier erhalten alle in MV telefonisch rund um die Uhr eine kompetente Ersteinschätzung zu ihren Beschwerden durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst.“
Die Umfrage zeigt, dass 70 Prozent der Menschen in MV die 116 117 kennen, aber nur rund ein Drittel sie bereits genutzt hat. Das bedeutet, dass es hier noch großes Potenzial gibt, um die Notaufnahmen zu entlasten.
Die Lösung: Integrierte Notfallzentren und eine gestärkte 116 117
Um die Notfallversorgung effizienter zu gestalten, fordert die AOK Nordost, dass die Bundesregierung die Notfallreform rasch wieder auf die Tagesordnung setzt. Eine der vorgeschlagenen Lösungen sind integrierte Notfallzentren, die von Krankenhausträgern und Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam betrieben werden. Diese Zentren könnten die Menschen besser steuern und das medizinische Personal in den Notaufnahmen entlasten, indem sie zwischen echten Notfällen und weniger dringenden Fällen unterscheiden.
Gleichzeitig ist es entscheidend, die 116 117 weiter zu stärken und bekannter zu machen. Sie soll zur zentralen Schnittstelle werden, um Menschen bei akuten Problemen zu beraten und an die richtige Stelle zu verweisen. Davon würden alle profitieren: Die Versicherten müssten seltener lange warten, und das medizinische Personal könnte sich auf die wirklich dringenden Fälle konzentrieren.
Fazit
Die Notfallversorgung in Mecklenburg-Vorpommern steht vor großen Herausforderungen. Die Umfrage der AOK Nordost macht deutlich, dass es an Klarheit und Transparenz fehlt, an wen sich Menschen im Notfall wenden können. Eine Kombination aus politischen Reformen, wie der Einführung von integrierten Notfallzentren, und einer stärkeren Förderung der 116 117 könnte dazu beitragen, das System zu entlasten und die Versorgung für alle zu verbessern.