Mecklenburg-Vorpommern war lange Zeit ein Vorreiter bei der HPV-Impfung, die vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten schützt. Doch aktuelle Zahlen geben Anlass zur Sorge: Die Impfquote bei 15-jährigen Mädchen ist binnen eines Jahres von 67 auf 65 Prozent gesunken. Die AOK Nordost reagiert darauf mit einer gezielten Erinnerungskampagne, um diesen besorgniserregenden Trend umzukehren.

Mecklenburg-Vorpommern: Spitzenreiter mit Fallstricken

Laut einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) waren Ende des dritten Quartals 2024 lediglich 65 Prozent der 15-jährigen Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern vollständig gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft. Das ist ein Rückgang von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (67 Prozent). Obwohl die Quote im Vor-Pandemie-Jahr 2019 noch bei 63 Prozent lag und Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich immer noch deutlich besser dasteht (Bundesdurchschnitt 2024: 49 Prozent), ist dieser Rückgang alarmierend.

„Dieser Rückgang macht uns Sorgen – auch wenn Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich mit Abstand zur Spitzengruppe gehört“, erklärt Juliane Venohr, Leiterin der Landesdirektion der AOK Nordost. „Deshalb sprechen wir unsere Versicherten seit Februar gezielt an, um an die HPV-Impfung zu erinnern und Informationslücken zu schließen.“

Warum dieser Rückgang?

Die hohe Impfakzeptanz in Mecklenburg-Vorpommern hat historische Wurzeln, etwa durch gut etablierte schulärztliche Vorsorge und Einladungsschreiben zur J1-Untersuchung. Doch auch hier zeigen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Gerade die heutigen 15-Jährigen, deren Impfangebote während der Pandemie seltener wahrgenommen wurden, weisen eine stagnierende Impfquote auf, die nicht wie vor der Pandemie weiter gestiegen ist.

Positive Entwicklung bei Jungen

Erfreulich ist hingegen der Trend bei Jungen. Seit 2018 wird die HPV-Impfung auch für sie empfohlen. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Impfquote bei Jungen zwischen 2019 und 2024 von rund 9 auf 47 Prozent gestiegen – ein deutliches Plus von fast 36 Prozentpunkten. Obwohl dieser Wert noch weit unter dem WHO-Ziel von 90 Prozent vollständig Geimpften für Mädchen und Jungen bis 2030 liegt, ist die Entwicklung positiv.

Zukünftige Impulse: U10-Untersuchung mit Impfberatung

Es gibt Hoffnung auf weitere Verbesserungen: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüft derzeit die Einführung einer zusätzlichen Früherkennungsuntersuchung U10 für Kinder zwischen 9 und 10 Jahren, die voraussichtlich ab 2026 eingeführt werden könnte. Im Rahmen dieser Untersuchung soll auch eine strukturierte Beratung zu empfohlenen Schutzimpfungen wie der HPV-Impfung erfolgen.

Juliane Venohr betont die Bedeutung dieser Maßnahme: „Eine strukturierte Impfberatung im Rahmen einer neuen U10-Untersuchung wäre aus unserer Sicht ein sinnvoller Schritt. Je früher Eltern erreicht werden, desto eher können bestehende Impflücken geschlossen und langfristig Krebserkrankungen reduziert werden.“

Hintergrund: Die HPV-Impfung

Die HPV-Impfung wird für alle Kinder zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen und schützt vor einer Infektion mit krebserregenden HPV-Typen. Diese Viren werden meist sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Genitaltumore und bestimmte Rachenkrebserkrankungen verursachen. Ein früher Impfbeginn gewährleistet den besten Schutz. Versäumte Impfungen sollten bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden.

Die Kosten für die Impfung werden von der gesetzlichen Krankenkasse bis zum 18. Lebensjahr übernommen. AOK Nordost-Versicherte können darüber hinaus im Rahmen des AOK-Gesundheitskontos maximal 200 Euro pro Kalenderjahr für frei wählbare Impfungen erstattet bekommen.

Die AOK Nordost setzt sich weiterhin dafür ein, die Impfquoten zu erhöhen und so langfristig die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

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