Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Stralsund verzeichnet im Juni einen spürbaren Rückgang der Dynamik bei der Saisonbelebung. Die Arbeitslosigkeit ist nur noch leicht gesunken, was auf eine Abnahme der Neueinstellungen in der Tourismusbranche hindeutet, die in den Vormonaten den Arbeitsmarkt stark ankurbelte.
Aktuell sind im Landkreis Vorpommern-Rügen 9.520 Männer und Frauen ohne Job, ein leichter Rückgang um 99 Personen im Vergleich zum Mai. Die Arbeitslosenquote sank dementsprechend nur geringfügig von 8,6 auf 8,5 Prozent.

Thorsten Nappe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund, kommentiert die Entwicklung: „Die Tourismuswirtschaft – der Saisonmotor unserer Region – hat sich ihre Personalbedarfe bereits in den letzten Monaten gesichert. Natürlich gibt es auch jetzt immer noch Einstellungen in diesem Bereich, aber das Gros der Beschäftigten ist in den meisten Firmen jetzt an Bord. Das ist auch wichtig, denn mit dem letzten Juni-Wochenende starteten die ersten Bundesländer in die Sommerferien. Damit wird auch die Urlaubszeit bei uns an der Küste nun richtig Fahrt aufnehmen.“
Regionale Unterschiede bleiben bestehen
Die saisonale Entwicklung zeigt sich weiterhin am deutlichsten in den beiden Urlaubsregionen des Agenturbezirkes. Auf Rügen sank die Arbeitslosigkeit nochmals leicht um 95 Personen auf 2.253. Die Insel verzeichnet mit einer Arbeitslosenquote von 6,9 Prozent weiterhin den niedrigsten Wert im gesamten Bezirk. Auch die Region um Ribnitz-Damgarten und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst konnte einen leichten Rückgang um 47 auf 1.819 Arbeitslose verbuchen, womit die Quote von 7,3 auf 7,1 Prozent sank.
Ein anderes Bild zeichnet sich dagegen in den Binnenland-Regionen ab:
- In der Geschäftsstelle Grimmen stieg die Zahl der Arbeitslosen leicht um 9 Personen auf 1.483, was die Arbeitslosenquote bei 9,1 Prozent stabil hielt. Eine weitere Belebung des Arbeitsmarktes, wie sie in den Urlaubsregionen zu beobachten war, bleibt hier aus.
- Ähnlich verhält es sich in der Hansestadt Stralsund, wo 3.494 Personen arbeitslos gemeldet sind – ein Anstieg um 30 Personen im Vergleich zum Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg leicht von 12,1 auf 12,2 Prozent und bleibt damit der höchste Wert im Agenturbezirk.
Besorgniserregender Trend im Jahresvergleich
Arbeitsmarktexperten blicken mit Sorge auf den Jahresvergleich. Im Gegensatz zu den Vormonaten, in denen Vorpommern-Rügen eine positive Ausnahme bildete, zeigt sich nun auch hier ein Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr.
„Hier in Vorpommern-Rügen waren wir über viele Monate eine Ausnahme von dieser Entwicklung“, so Thorsten Nappe. „Die anderen Regionen im Land beobachten bereits seit längerem eine stetige Zunahme der Beschäftigungslosigkeit im Vorjahresvergleich. Bei uns sorgte der Tourismus dagegen für eine äußerst stabile Entwicklung und zum Teil sinkende Arbeitslosenzahlen entgegen dem Landestrend. Das scheint sich jetzt zu ändern. Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung schlägt sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt in Vorpommern-Rügen nieder.“
Konjunkturelle Probleme, Unsicherheiten und Kostensteigerungen dämpfen die Nachfrage bei Verbrauchern und Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Dies führt zu einer geringeren Personalnachfrage. Infolgedessen stieg die Arbeitslosigkeit im Nordosten um 177 Personen im Vergleich zum Juni des letzten Jahres. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Jahresfrist von 8,3 auf 8,5 Prozent.
Erreichen des Vor-Corona-Niveaus unwahrscheinlich
Mit Blick auf die Zukunft muss die Hoffnung, die Arbeitslosenzahlen des Vor-Corona-Jahres 2019 zu erreichen, in diesem Jahr aufgegeben werden. Im Sommer 2019 lag die Arbeitslosenquote in Vorpommern-Rügen noch bei 7,0 Prozent und erreichte im September sogar ihren Tiefstwert von 6,7 Prozent. Von diesen Zahlen ist die Region aktuell weit entfernt.
Was denken Sie, welche Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit in den Binnenland-Regionen wieder zu senken? Teilen Sie uns Ihre Gedanken in den Kommentaren mit!